Testing the new Waka Kayaks Steeze in Augsburg

A story about a hot boat and freezing temperatures!

Das Warten hat sich gelohnt!

Vielen von euch dürfte aufgefallen sein, dass sich die Fertigstellung des Waka Kayaks Steeze etwas nach hinten verschoben hat. Die ersten Testboote haben wir kurz vor Weihnachten erhalten und konnten sie gleich – dank der warmen Temperaturen und guten Wasserständen – ausgiebig im Wildwasser und am Kanal testen. Die erste Version war extrem cool zu fahren, ließ sich allerdings nur sehr schwer unterschneiden. Das Problem hierfür war schnell gefunden. Das Boot hatte zu viel Heckrocker und hinter dem Cockpit zu viel Volumen für’s Riverrunning. Viele anderen Bootsfirmen hätten in dieser Situation wohl gesagt: “Shit happens” oder “haben wir halt ein Boot für schwere Leute gebaut”. Nicht so bei Waka Kayaks…

Nachdem man von unseren Testberichten hörte und sich diese mit den eigenen Tests an dem nach Neuseeland mitgenommen Steeze deckten, haben Kenny und Sam das Boot nachträglich bearbeitet, indem sie das Heck erhitzten und dem Boot bestmöglich die gewünschte Form gaben. Und siehe da: Der Steeze war plötzlich viel leichter zu unterschneiden, fühlte sich schneller an und hatte zur großen Überraschung nichts von seinen guten Fahreigenschaften im Wildwasser eingebüßt.

Ende Jänner wurden die Änderungen dann auf die Bootsform zur Serienproduktion übernommen. Im Vergleich zur ersten Testversion hat der fertige Steeze nun 50mm weniger Heckrocker und ist über das gesamte Heck um circa 30mm niedriger geworden.

Nun aber schnell zum ersten Testbericht…

Zugegeben – das Wetter war gestern nicht gerade einladend, um einen Riverrunner auf dessen Squirt-Eigenschaften zu testen. Nachdem wir unser Auto aus dem Schnee ausgegraben und unsere Boote endlich auf dem Dach hatten, war das Schlimmste allerdings recht schnell überstanden und es ging los Richtung Eiskanal. Wir fuhren ganz bewusst nach Augsburg, weil man dort nicht sehr viel Strömung und Wasserdruck zur Verfügung hat, die einem beim Unterschneiden helfen und wir dort bereits die erste Version getestet hatten.

Die Probanden

Waka Kayaks Steeze
Länge 273cm
Breite 68cm
Volumen 300 Liter ohne Pod, 360 Liter mit Pod
Paddlergewicht 60 – 110kg
Gewicht 21kg ohne Pod, 23,8kg mit Pod
Lukengröße Big Hole
Bernie Steidl
Länge 173cm
Körpergewicht 73kg

Gleich beim ersten Reinsetzen im Kehrwasser ist mir aufgefallen, dass der Steeze nun tiefer im Wasser liegt und das Heck dadurch sehr viel mehr Wasserkontakt hat. Dies führt dazu, dass man das Heck nun bereits mit Bogenschlägen – ohne großen Kraftakt – durchs Wasser schneiden lassen kann. Dies ist sehr entscheidend, da man ansonsten vor jedem Squirt sein Gewicht sehr stark verlagern muss und die Bewegung des Unterschneidens dadurch negativ beeinflusst wird. Bevor ich jetzt aber schon zu sehr in Richtung Playboating abschweife, muss ich noch kurz etwas zu den wichtigsten Fahreigenschaften schreiben.

Allgemeine Fahreigenschaften / Wildwasser

Unter allen Riverrunnern, die ich bisher gefahren bin – was so gut wie jedem nennenswerten Boot ab BJ 1995 entspricht – fährt sich der Steeze im Wildwasser mit Abstand am Trockensten. Er bohrt nicht wie andere vergleichbare Boote mit der Spitze durch Wellen hindurch und sinkt bei Landungen ein, sondern behält seine Nase immer oben. Wer die aktuellen Wildwasserkajaks von Waka kennt, kann sich diese Eigenschaft wie beim Waka OG oder Waka Stout vorstellen. Erzielt wird dies durch den starken und progressiven Frontrocker und die breite, am Unterschiff flache Bootsspitze.

Lange Wasserlinie sorgt für hohe Endgeschwindigkeit

Die lange Wasserlinie und der flache Heckrocker des Steeze machen ihn extrem schnell. Im direkten Vergleich würde ich behaupten, dass der Steeze mit montiertem Pod im Wildwasser nochmals ein gutes Stück schneller ist, als der Waka Gangsta. Und dies war auch ganz klar der Arbeitsansatz bei der Planung des Steeze. Mit montiertem Pod sollte der Steeze ein schneller, wenn nicht sogar der schnellste Wildwasser-Creeker werden. Da ich den Steeze bisher größtenteils ohne Pod gefahren bin – weil er selbst in der Tiefenbacklamm bei Pegel 95cm noch locker als “Riverrunner” gefahren werden kann – beziehen sich die geschilderten Fahreigenschaften auf das Boot ohne Pod. Die paar Mal, an denen ich das Boot mit montiertem Pod gefahren bin, konnte ich keine negativen Unterschiede im Vergleich zur “Riverrunner-Version” feststellen.

Drehfreudig und wendig

Trotz einer Länge von immerhin 273cm ist der Steeze sehr drehfreudig und spricht schnell auf Steuerschläge an. Besonders gut gefällt mir, wie man die ausgeprägten Kanten des Unterschiffs durch Gewichtsverlagerung “greifen lassen” oder sie mit wenig Aufwand wieder vom Wasser lösen kann. So lässt sich das Drehmoment am Boot leicht beeinflussen und steuern, was für den modernen Paddelstil eine sehr entscheidende – für mich persönlich sogar die wichtigste – Anforderung an ein Wildwasser-Kajak darstellt.

Playboating / Unterschneiden

Um es gleich vorweg zu sagen: Der Steeze macht einem das Unterschneiden weniger leicht als andere Riverrunner, wie der Pyranha Ripper oder der EXO Rexy. Zumindest bei einem Körpergewicht von unter 85kg. Mit etwas Übung und einer sauberer Technik bekommt man es allerdings recht schnell hin. Ist das Heck einmal unter Wasser, schneidet es sehr stabil und mit wenig Widerstand durchs Unterwasser. Ist der Steeze ganz aufgestellt, lässt er sich mit meiner Körpergröße und meinem Gewicht (173cm, 73kg) bereits sehr gut auf dem Heck stabilisieren. Dies ist bei anderen Booten zum Teil nur schwer möglich, weil ich mit dem Oberkörper nicht früh genug Kontakt zur Wasseroberfläche bekomme und sich das Boot somit nach hinten überschlägt. Auf dem Serienbild ist gut zu sehen, dass ich zwischen Oberkörper und Boot einen Winkel von circa 90° habe und bereits guter Kontakt mit der Wasseroberfläche vorhanden ist. Wenn dieser Winkel größer ist, wird es extrem schwierig das Kajak auf dem Heck zu stabilisieren.

Surfen / Carven

Die Surfeigenschaften des Steeze sind – wie erwartet – sehr gut. Hier profitiert man, ähnlich wie im schweren Wildwasser, auch vom starken Rockershape der Bootsspitze. Anstelle, vor allem bei kleinen und kurzen Wellen, ständig damit beschäftigt zu sein ein “Einspitzeln” zu verhindern, kann man mit dem Steeze entspannt in der Welle carven und seine Meilensurfs abfeiern :-)! Auf Steuerschläge und “Umlegen” der Kante reagiert der Steeze blitzschnell und sorgt somit für jede Menge Surfspaß!

Neuerungen und Vergleich zu den anderen Waka Modellen

Waka verwendet für den Steeze einen härteren Schaumstoff für die Mittelkeile und die Sitzunterlage, was dem Boot mehr Steifigkeit gibt und das Ausbilden einer “Sitzbeule” verhindert. Der vordere Mittelkeil verfügt über eine Aussparung, die als Tragegriff dient. Das wichtigste Update gegenüber Waka OG und Stout sind allerdings die Schenkelstützen. Diese sind – durch die zusätzlichen Rippen – nicht nur wesentlich steifer, sondern auch weniger weit nach unten gezogen. Dies führt dazu, dass man die Schenkelstützen nicht, wie beim Waka OG und Stout, “abschneiden” muss, um einen sicheren Ausstieg zu gewährleisten.

Testurteil

Mit dem Steeze ist Waka Kayaks der schwierige Spagat zwischen Riverrunner und Creeker eindrucksvoll gelungen. Vergleicht man die Anforderungen, die man an einen Riverrunner und einen Creeker stellt, miteinander, so wird man sehr schnell feststellen, dass es nicht möglich sein wird den “perfekten” Riverrunner um ein Stück Extra Volumen am Heck (=Pod) zu ergänzen, um den “idealen” Creeker zu erhalten. Ein solches Design wird immer mit Kompromissen verbunden sein. Im Falle des Steeze wirkt sich dieser Kompromiss in erster Linie auf Personen mit einem Körpergewicht von unter 80kg und einem Einsatzbereich bis WW III aus, die ein Boot zum Unterschneiden suchen. Ihnen würde ich nach wie vor eher zu EXO Rexy oder Pyranha Ripper raten.

Sucht man hingegen einen Riverrunner für den Einsatz bis WW V, den man im Ernstfall zum Creeker umbauen kann (wird man meiner Meinung nach selten machen), und bringt mehr als 65kg auf die Waage, führt wohl kein Weg an einer Testfahrt mit dem Waka Steeze vorbei.

Gute PaddlerInnen mit einem Gewicht zwischen 65kg und 85kg werden den Pod meiner Einschätzung nach eher selten verwenden, da der Steeze sich für sie im Wildwasser nahezu wie ein Creeker fahren lässt.

Haben wir dein Interesse am Waka Steeze geweckt?

Falls du Interesse hast den Steeze zu testen oder weitere Fragen zu diesem Produkt hast, kannst du uns jederzeit kontaktieren. Wir freuen uns von dir zu hören und beantworten gerne deine Fragen!

Solltest du bereits so weit sein, dass du unbedingt einen Steeze benötigst – was wir natürlich gut verstehen können – dann findest du das Boot bei uns im Onlineshop :-)!